1937 und 1938 entstanden als Arbeitersiedlung in vier Bauabschnitten in der Austraße 29 Häuser mit 116 Wohnungen. Unsere Häuser prägen bis heute das Bild dieser Straße. Für den Bau galten bedingt durch eine günstige Finanzierung besondere Vorschriften. So mussten in einem zweistöckigen Haus jeweils vier Familien untergebracht werden. Wichtig war, „dass jeder Mieter ein größeres Stück Land als Hausgarten erhielt“ und „der zahlreiche Nachwuchs … gedeiht“, so die Festschrift zum 60-jährigen Jubiläum.
1939 brachte der begonnene Weltkrieg wie schon zuvor die NS-Diktatur einschneidende Veränderungen. Juden durften nicht mehr Genossenschaftsmitglieder sein und mussten zum 31.12.1938 ausscheiden. Im Zuge der „Arisierung des Wohnraums“ auf Grundlage des Gesetzes „über die Mietverhältnisse mit Juden“ mussten jüdische Bewohner auch zwangsweise entmietet werden und wurden in „Judenhäuser“ eingewiesen.
Die Fertigstellung der Austraßensiedlung verzögerte sich durch Materialmangel und durch die Einberufung der Männer bis Ende 1940.
In den letzten Kriegsjahren wurde es immer schwieriger, selbst die notwendigsten Reparaturen durchzuführen. Nach Kriegsende und bis zur Währungsreform war Material fast nur im Tauschhandel zu bekommen und Handwerker arbeiteten (gegen Naturallohn) lieber auf dem Land als in der Stadt.